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Die Basic-Story

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Der Feldzug einer Programmiersprache

Von Beginn an sollte es die Programmiersprache für "Hobby-Programmierer" werden. Um den Studenten die Arbeit am Computer näher zu bringen wurde BASIC als leicht zu erlernende Alternative zu den Programmiersprachen ALGOL und FORTRAN entwickelt und ist bis heute die Lieblingssprache von Bill Gates, denn mit dem Verkauf seines Basic-Compilers begann auch die Geschichte und der Erfolg von Microsoft.

Heute ist es die beliebteste Programmiersprache unter Windows und dominierend für die Entwicklung kommerzieller Programme, für die Steuerung von Anwendungen (Visual Basic for Applications/VBA), zur Systemsteuerung (VB-Script) und für Server-Side-Code im Internet in Active Server Pages (ASP).

Mit freundlichen Grüßen
Detlev Schubert

BASIC - Die Geburt einer Programmiersprache  

1963 beschäftigten sich die Professoren Thomas E. Kurtz und John G. Kemeny am Dartmouth College (USA) damit, ihren Studenten die Arbeit am Computer näher zu bringen und eine leicht zu erlernende Alternative zu den Programmiersprachen ALGOL und FORTRAN zu entwickeln. So kam es, dass am 1. Mai 1964 das erste BASIC-Programm (BASIC - Beginner's All-purpose Symbolic Instruction Code") auf einem Großcomputer vom Typ GE 225 geboren wurde. Im Juni 1964 waren dort 11 Terminals angeschlossen, und im Herbst konnte bereits auf 20 in BASIC programmiert werden.

Mit Sicherheit ahnten die beiden nicht, welchen Erfolg ihre Programmiersprache Jahrzehnte später haben sollte. Die ursprüngliche Version existiert auch heute noch unter dem Namen TrueBasic

http://www.truebasic.com

Dieses erste BASIC ist sehr einfach gehalten, hat lediglich vierzehn Befehle und nur den Datentyp "NUMBER", also besitzt keine Unterscheidung von Ganz- und Gleitkommazahlen. Das Ur-BASIC war nicht interaktiv, sondern die Programme mussten erfasst, compiliert und konnten dann erst ausgeführt werden. Die Programmiersprache hatte zwar nur einen geringen Leistungsumfang, setzte sich aber dennoch, auf Grund der einfachen Erlernbarkeit, auffälig schnell durch.

Der Einfluss der schon existierenden Programmiersprachen wie FORTRAN (hiervon leiten sich z.B. die Schlüsselwörter FOR und STEP ab), ALGOL und das assemblernahe DARCISMO ist bei BASIC nich klar auszumachen. Die interessanteste Ähnlichkeit zu Assembler-Programmen ist das BASIC-Befehlsformat: Befehlszeile, Befehl, Operand. Dies ist auch anhand des ersten veröffentlichten BASIC-Programm zu sehen:

        
Zeile Befehl  Operand

   10   LET    X = (7+8) / 3
   20   PRINT  X
   30   END

Eine Programmiersprache besteht aus Befehlen und Befehlsoptionen, sogenannten Argumenten, mit denen Sie dem Computer Anweisungen geben. Computer verstehen die menschliche Sprache (noch) nicht, weil Menschen mehrdeutige Aussagen treffen können, die ein Computer nicht nachvollziehen kann. Eine Programmiersprache muß präziser sein als eine gesprochene Sprache.

BASIC wurde von Anfang an als Compiler-Sprache entwickelt. Man erwog zwar vorab die Möglichkeit der Interpretation der Programme, entschloß sich aber zu einem Single-Pass-Compiler, der schnelle Compilier- und Startzeiten ermöglichte. Die Sprache war für Terminals und nicht für Lochkarteneingabe entwickelt worden. Das Dartmouth-BASIC führte keine Fehlerüberprüfung bei der zeilenweise Eingabe durch, sondern erkannte Fehler erst beim Compilieren. Der Grund, warum BASIC später vor allem als interpretierte Sprache bekannt wurde, ist, dass die BASIC-Adaptionen für kleinere Computer hauptsächlich als Interpreter realisiert wurden. Die Entwickler von Dartmouth betrachten jedoch eine Implementierung ihrer Sprache als Interpreter niemals als naheliegend.

Durch das Entstehen einer Vielzahl von BASIC-Dialekten für die verschiedensten Plattformen und Mikrocomputer zu Beginn der 80er Jahre, wurde der phänomenale Erfolg von BASIC etwas getrübt. Da die Kapazitäten der zur Verfügung stehenden Mikrocomputer noch sehr beschränkt war, mussten oft Kompromisse im Design und in der Implementierung des spezifischen Dialektes machen. Viele dieser oft sehr unglücklichen Kompromisse wurden aus Kompatibilitätsgründen auch in Folgeversionen beibehalten, obwohl die ausschlaggebenden Gründe in der Zwischenzeit nicht mehr vorhanden waren.

Zu den bekanntesten Plattformen mit BASIC-Dialekten zählten:

  • Commodore C-64
  • Commodore Amiga
  • Atari ST
  • IBM-kompatible PC's

Die Auswirkung dieser Vielfalt war z.B. die eingeschränkte Möglichkeit BASIC-Programme von einer Plattform auf eine andere zu übernehmen und das notwendige Umlernen beim Umstieg auf ein anderes System. Ein weiteres Problem war, dass viele Lehranstalten BASIC als Lehrsprache den Rücken kehrten. Dies lag hauptsächlich an den nicht vorhandenen Konzepten zur strukturierten Programmierung. In diesem Zusammenhang sprach man beim BASIC-Code mit starkem Einsatz des GOTO-Sprungbefehls vom "Spaghetti-Code". Dieser Begriff hält sich als Vorurteil gegenüber der Sprache BASIC bis heute.

Von Tiny-Basic bis Bill Gates  

Der aus Minneapolis stammende Programmierer Robert L. Albrecht ist für den weiteren Erfolg von BASIC eine der wichtigsten Personen. So gründete er Ende der 60er Jahre eine Gesellschaft zur Abschaffung der FORTRAN-Schulung und rief die Kampagne BASIC for everybody ins Leben, die sich für BASIC als Lehrsprache in höheren Schulen einsetzte, um mit Hilfe von BASIC jedem die immer populärer werdenden Computer begreiflich zu machen und deren Möglichkeiten nutzen zu können.

Der von ihm Anfang der 70er Jahre gegründete Verlag Dymax, veröffentlichte nicht nur sein selbst geschriebenes, sondern noch eine Anzahl weiterer BASIC-Lehrbücher, sowie die zweitmonatlich erscheinende Computerzeitschrift People´s Computer Company. Das auch von ihm eröffnete Computerzentrum für alle, hatte bereits einen DEC PDP-8-Minicomputer mit einer Telefonverbindung zu einem Hewlett-Packard Großrechner. HP stellte sogar seine Terminals Geschäftsleuten und Privatpersonen gegen eine geringe Gebühr zur Verfügung und bot zusätzlich auch BASIC-Schulungen an.

Gemeinsam mit Dennis Allison entwickelte Robert L. Albrecht mit Tiny-BASIC eine BASIC-Variante für den Altair, dessen von Albrecht schon länger vorhergesehener Erfolg bei Kleincomputern 1975 mit dem Altair 8800 begann. So kam es, dass die Leser von Albrecht’s Zeitschrift People´s Computer Company aufgerufen wurden, einen Interpreter für Tiny-BASIC zu entwickeln. Ende 1975 wurden auch bereits die ersten Entwürfe getestet und ständig gab es Neuerungen. Durch das immer grösser werdende Interesse an Tiny-BASIC erschien von Albrecht und Allison mit Dr. Dobb´s Journal of Computer Calisthenics & Orthodontia: Running Light without Overbyte ein Magazin in dem die weiteren Entwicklungen zu Tiny-BASIC veröffentlicht und zur kostenfreien Verwendung freigegeben wurden.

Etwa zeitgleich, im Frühjahr 1975, entwickelte der Harvard-Student Bill Gates mit seinem Freund Paul Allen mit Altair-BASIC eine BASIC-Version für den Altair, die im Gegensatz zu Tiny-Basic, mit einer recht hohen Lizenzgebühr durch MITS der Herstellerfirma des Altair vertrieben wurde. Die beiden Studenten wurden durch eine entsprechende Lizenzgebühr je Kopie entlohnt und legten daduche den Grundstein zur Microsoft Corporation.

Durch die immer mehr auf den Markt drängenden Kleincomputer, und der Vielzahl an BASIC-Dialekten endete die Ära von Tiny-BASIC und Altair-Basic mit dem Ende der 70er Jahre, da mittlerweile praktisch jede Computermarke Ihren eigenen Basic-Dialekt hatte.

Microsoft entwickelte das MBASIC als Nachfolger von Altair-BASIC, das auf allen Kleincomputern eingesetzt werden konnte, das auch schon nach sehr kurzer Zeit zur beliebtesten Programmiersprache wurde. MBASIC wurde dann Anfang 1980 zu GW-BASIC (siehe unter GW-Basic) weiterentwickelt, und somit zum Standard-BASIC-Dialekt für IBM-kompatible PCs. Der zweite große Durchbruch für Microsoft kam, als Bill Gates & Co. 1980/81 von IBM den Auftrag erhielten für deren neu entwickelte Personal Computer ein entsprechendes Betriebssystem zu entwickeln. Dies war die Geburtsstunde von MS-DOS (MicroSoft Disk Operating System), einem kommandozeilen-orientierten Betriebsystem, das zu Anfang nur mit Diskettenlaufwerken arbeiten konnte. So kam es, dass der Erfolg von Microsoft nicht mehr aufzuhalten war.

Die BASIC-Dialekte  

GW-Basic

GW-Basic (GW ist die Abkürzung für Graphics Workshop) war ein BASIC-Interpreter und im Lieferumfang des Betriebssystems MS-DOS bis zur Version 5.0 enthalten, der sich zwar weitgehend am ANSI-Standard orientierte, aber auch viele Erweiterungen in Bezug auf Grafik oder Dateiverwaltung enthielt. Weitgehend zeilenorientiert, GOTO-lastig und ohne ein Konzept zur strukturierten Programmierung etablierte sich GW-BASIC als Einsteiger- und Lehrsprache im PC-Bereich, drang aber niemals in den Bereich der semi-professionellen oder gar professionellen Software-Entwicklung vor.

Quick-Basic

Ab 1985 bis 1989 vetrieb Microsoft QuickBASIC als semiprofessionelle Programmiersprache; sie stellte einen kompletten Umbruch zur gewohnten GW-BASIC-Philosophie dar. Zeilennummern waren nur mehr optional, es gab etliche Konstrukte zur strukturierten Programmierung, viele neue BASIC-Befehle und sogar die Möglichkeit zum Debuggen. Der gravierendste Unterschied war, dass unter QuickBASIC entwickelte Programme nicht mehr durch einen Interpreter ausgeführt, sondern durch einen Compiler in "stand-alone" Programme übersetzt werden konnten. Dies machte sich am Preis bemerkbar, denn im Gegensatz zu GW-BASIC, wurde es nicht als Gratis-Beigabe von MS-DOS vertrieben, sondern war nur auf dem Preisniveau der Konkurrenz-Produkte "Turbo-Pascal" und "Turbo-C" von Borland zu erhalten. Trotz dieses neuen Konzeptes war der QuickBASIC-Compiler jedoch fast vollständig abwärtskompatibel zu GW-BASIC.

Parallel dazu entwickelte Microsoft das "MS-Basic Professional Development System" für den professionellen Programmierer. Es verfügte im Gegensatz zu QuickBASIC über wesentlich mehr Zusatzprogramme und Bibliotheken.

1989 erschien mit der Version 4.5 das letzte QuickBASIC das neben einer Online-Hilfe, sogar einen sehr ausführlichen Online-Ratgeber besaß. Seitdem entwickelt Microsoft nur noch Visual BASIC als BASIC-Produkt weiter.

QBasic

Durch die Vielzahl von Änderungen und Neuerungen des Betriebssystems MS-DOS 5.0 musste auch das mittlerweile in die Jahre gekommene und bis dato unverändert gebliebene GW-BASIC abgelöst werden. So lieferte Microsoft ab MS-DOS Version 5.0 mit der Entwicklungsumgebung QBASIC auch ein neues BASIC-Produkt aus. Der auf QuickBASIC basierende Sprachschatz wurde jedoch stark reduziert, eingeschränkt und der Compiler durch einen Interpreter ersetzt, mit dem es nicht mehr möglich war Exe-Dateien (Stand-Alone-Programme) zu erzeugen. Microsoft wollte so die Zielgruppe der Anfänger und Programmiereinsteiger gewinnen, die bei verstärktem Interesse bzw. bei professionelleren Ambitionen problemlos auf das käuflich zu erwerbende Schwesterprodukt QuickBASIC umsteigen konnten.

Das Ende von QBASIC kam durch die Veröffentlichung von Windows 95 mit dem auch die Ära des traditionellen MS-DOS zu Ende ging. Seitdem wird keine Programmierumgebung mehr mit den Microsoft-Betriebssystemen ausgeliefert.

First Basic

Die erste Version dieses als Shareware veröffentlichten, aber eingeschränkten BASIC-Compilers "FirstBASIC" erschien 1996. Von PowerBASIC abgeleitet und QBASIC sehr ähnlich, gibt es doch wesentliche Unterschiede:

  • FirstBASIC ist im Gegensatz zum QBASIC-Interpreter ein Compiler, der ausführbare Dateien für MS-DOS erzeugt.
  • FirstBASIC kann gegen eine geringe Gebühr registriert werden (womit man eine umfangreichere Version erhält).
  • Es gibt die Möglichkeit des Upgrade von FirstBASIC auf PowerBASIC, das allerdings relativ teurer ist.

FirstBASIC ist gegenüber PowerBASIC in einigen entscheidenden Dingen eingeschränkt, wie z.B. die geringe Speicherkapazität für Code, Datenstrukturen, etc. oder die fehlende Unterstützung für Zeigertypen, die für die professionelle Programmentwicklung wichtig sind. Auch enthält die FirstBASIC-Entwicklungsumgebung keine Maus-Unterstützung (wie PowerBASIC vor der Version 3.0) Die Zielgruppe für FirstBASIC waren scheinbar ehemalige QBASIC-Programmierer, die einen günstigen neueren BASIC-Dialekt benötigten. Somit ist FirstBASIC nicht viel mehr als eine Einsteigerversion für seinen großen Bruder PowerBASIC.

Turbo-Basic/PowerBasic

Parallel zu QuickBASIC von Microsoft entwickelte die Programmierschmiede Borland mit "Turbo-BASIC" einen BASIC-Compiler für den semiprofessionellen Markt. Er sollte das Angebot der Programmiersprachen "Turbo-Pascal" und "Turbo-C" abrunden. Als 1986 die Version 1.0 mit einem stark erweiterten Befehlsumfang zu GW-Basic erschien, war vor allem die Entwicklungsumgebung sehr stark an "Turbo-Pascal" angelehnt. Auffällig war vor allem die Unterstützung der strukturierten Programmierung.

1989 machte sich der Autor von "Turbo-BASIC", Robert S. Zale, selbständig und gründete die Firma "PowerBasic, Inc.", deren zentrales Produkt bis heute der "PowerBASIC" ist, und somit Turbo-BASIC von Borland ablöste. Es ist der einzige professionell vertriebene BASIC-Compiler für DOS, der noch aktiv weiterentwickelt wird, und alle Elemente einer strukturierten und modularen Programmierung durch Funktionen, Prozeduren und Units zur Verfügung stellt. Und so gibt es auch Tutorials, die den Umstieg vom nicht mehr weiterentwickelten QuickBASIC auf PowerBASIC erleichtern sollen.

Im Laufe der Zeit wurden sogar in den Sprachumfang von PowerBASIC die in der Programmiersprache C verwendeten "Pointer" (Zeiger) und "Unions" integriert. Der Erfolg von Turbo-BASIC und PowerBASIC hielt und hält sich jedoch in Grenzen, obwohl die Produkte viel beworben wurden und sogar auch "RunTime" - Testversionen kostenlos zu erhalten waren. Dies dürfte an der starken und marktführenden Stellung von Microsofts QuickBASIC in den Jahren 1986 bis 1990 gelegen haben; dessen Erfolg sich durch QBASIC auch bis 1995 anhielt.

Bis in die frühen 90er Jahre und bis zur Version 2.1 hatte PowerBASIC zwar eine IDE (Integrated Development Environment oder auch Integrierte Entwicklungsumgebung) mit Pull-Down-Menüs, jedoch ohne Maus-Unterstützung. Diese gab es erst ab Version 3.0. Microsoft war hier PowerBASIC in Bezug auf Benutzerkomfort weit voraus. Auch heute setzt PowerBASIC noch auf die in der Zwischenzeit kaum mehr gefragte Programmentwicklung unter MS-DOS. Damit hat sich PowerBASIC zu einer Programmiersprache abseits des Massenmarktes entwickelt, in dem sie vor allem seit dem in der Zwischenzeit eingestellten Vertrieb von QuickBASIC kaum Konkurrenz fürchten muss.

Visual Basic - von Version 1 bis VB .NET  

Als Windows sich immer mehr durchsetzte, erkannte Microsoft, dass das textbasierte QBasic nicht als fensterorientierte Programmiersprache eingesetzt werden konnte. Microsoft entwickelte Visual Basic und stellte im August 1991 in Deutschland die erste Version von Visual Basic (VB 1) vor. Seitdem sind sechs Versionen erschienen, die 7. und wahrscheinlich revolutionärste steht schon fast vor der Tür. Die Kompatibilität zu QuickBASIC erleichtert den Programmierern den Umstieg, da die Grundstrukturen und -elemente gleich sind. So können Module oder sogar teilweise ganze Programme von einer BASIC-Version zur anderen übernommen werden.

Hat Visual Basic eigentlich mit BASIC noch etwas gemeinsam? Wer sich mit dem System beschäftigt, merkt schnell: Visual Basic ist zwar ähnlich, aber doch etwas völlig anderes. Von QuickBASIC wurde das prozedurale, modulare System übernommen, aber im Hinblick auf das objektorientierte Programmieren (OOP) entsprechend erweitert. Neu für BASIC waren die Klassen und Objekte, und an die Stelle der linearen Programmabläufe trat die Steuerung von Ereignissen.

Der markanteste Unterschied zu QuickBASIC ist die schnelle und einfache grafische Benutzeroberflächen zu erstellen. Wo sonst zahlreiche Zeilen Programmcode erforderlich waren, um ein kleines Fenster auf den Bildschirm zeichnen zu können, werden jetzt komfortable Benutzeroberflächen einfach per Mausklick erstellt.

Visual Basic 1.0

Dieses erste Visual Basic wurde 1992 von Microsoft auf den Markt und auf zwei 5¼"-Disketten (je 1,2 MB) zusammen mit einem Handbuch ausgeliefert. Mit rund 3 MB Speicherplatz auf der Festplatte bei der Installation aller Komponenten hatte VB1 schon einen recht großen Speicherbedarf, wenn man bedenkt, dass komplette Spiele auf nur einer Diskette Platz fanden wie z.B. das bekannte Commander Keen. Im November 1992 wurde der Begriff VB1 von Microsoft durch Visual Basic für Windows ersetzt.

Visual Basic für Windows wurde wie schon zuvor QuickBASIC mit den neuesten Leistungsmerkmalen ausgestattet und eng in die Windows-Umgebung eingebunden. VB1 verfügt bereits über 16 Steuerelemente zur Verfügung, mit denen Dialogfelder, Menüleisten, Drop-down-Listen, Befehlsschaltflächen, Kontrollkästchen, Symbolleisten usw. realisiert werden können. Es werden auch die Quellcodes für einen Karteikasten, einen Symboleditor sowie einen Taschenrechner mitgeliefert, die aufzeigen, welche Projekte ganz einfach zu realisieren sind.

Somit war Visual Basic eine neue Programmiersprache für Windows, die ihren Ursprung im BASIC hat, durch eine einfach gehaltene Entwicklungsumgebung besticht und mit ca. 200 Befehlen ausgestattet ist. VB ist somit die ideale Programmiersprache für Einsteiger unter Windows.

VB 1.0 ist eine schnörkellose, effiziente Entwicklungsumgebung. Sie hat jedoch einen grossen Nachteil: Alle Programm- und Formulardateien legt VB1 nur in binärer Form ab. Allerdings lassen sich VB 1.0-Projekte direkt in VB 2.0 und VB 3.0 einlesen und von dort aus als Text speichern. Für Einsteiger ist dieses System bis heute zu empfehlen.

Visual Basic 2.0

In der Version 2.0 von Visual Basic wurde die Entwicklungsumgebung überarbeitet, ein eigenständiges und umfangreicheres Eigenschaften-Fenster sowie ein Debugger zum Testen und Beseitigen von Fehlern integriert. Auch der Sprachumfang wurde durch zahlreiche neue Funktionen und Methoden erweitert.

Damit wurde die Grundlage geschaffen, um effiziente und flexible Projekte zu entwerfen und so war Visual Basic nicht mehr nur ein Entwicklungssystem zum Entwerfen von Benutzeroberflächen.

Erstmalig stellte Microsoft mit Standard und Professional zwei unterschiedliche Versionen vor, die sich nur anhand der Anzahl der Steuerelemente unterschieden.

In Visual Basic 2.0 war es nun möglich alle Projekt-, Modul- und Formulardateien im Gegensatz zu VB1, dass die Daten nur im Binärmodus ablegen konnte, auch im Textformat abspeichern. Weiterhin ist ab jetzt VARIANT der Standard-Datentyp. Das heißt, dass alle Konstanten und Variablen automatisch vom Typ VARIANT sind, wenn sie nicht explizit als ein anderer Datentyp deklariert werden. An den Datentyp Variant können beliebige Daten vom Typ Integer , Long oder String übergeben werden, und je nach übergebenem Wert verwendet Variant den optimalen Untertyp. Die Funktion Multi ist ein einfaches Beispiel, die die Flexibilität dieses Datentyps aufzeigt:

Function Multi (Wert1 As Variant, Wert2 As Variant) As Variant
    Multi = Wert1 + Wert2
End Function

Mit dieser Funktion können sie sowohl Zeichenketten (strings) aneinander fügen als auch Berechnungen durchführen. Eine weitere Besonderheit ist der zusätzliche Variant-Verkettungsoperator "&". Der +-Operator bildet entweder aus numerischen Variablen die Summe oder fügt Zeichenfolgen zusammen. Eine Mischung beider ist nicht zulässig. Mit dem &-Operator hingegen gelingt die Verkettung von Zeichenfolgen mit numerischen Variablen problemlos:

Dim W As Variant
Dim Y As Variant

    Y = "Das Ergebnis ist"
    W = 2 * 10

    Print Y & W & "."

Ausgabe: Das Ergebnis ist 20.

Um den vorgenannten Quellcode zu testen gibt es hier das englische Workingmodel der Version 2.0 ohne Installation und zum sofortigen Gebrauch zum Download. Die Projekte können nicht gespeichert werden und es können auch keine Exe-Dateien erstellt werden.

Visual Basic 3.0

Mit vielen weiteren Features präsentierte im Herbst 1993 nicht ganz ein Jahr nach der Veröffentlichung von VB 2.0 Microsoft der Programmier-Community Visual Basic 3.0. Diese neue Generation ermöglichte es erstmals durch die neuen Datenbank-Funktionen mittels der enthaltenen Jet-Engine von Access 1.1 nicht nur auf Access-Datenbanken sondern auch auf alle anderen gängigen Datenbankformate wie dBase, Btrieve, FoxPro, Paradox, Orcacle, Sybase SQL Server und Microsoft SQL zuzugreifen.

Dieses Datenbankmodul ließ sich in Form von Datenzugriffsobjekten über eine Schnittstelle oder über die datengebundenen visuellen Steuerelemente auf zwei unterschiedliche Arten nutzen. Durch Datensteuerelement und den datensensitiven Komponenten wie Bild oder Label Text, musste nicht eine einzige Codezeile geschrieben werden, um eine Abfrage oder den Inhalt von Tabellen anzuzeigen.

Durch den enthaltenen Report-Generator Crystal Reports 2.0 als VBX-Steuerelement, der auf die Besonderheiten der Access Jet-Engine abgestimmt war, konnten nun relativ leicht Daten ausgewertet und in einer ansprechende Form präsentiert werden.

Durch diese komfortabeln Möglichkeiten wurde VB 3.0 zur idealen Entwicklungsplattform für alle Arten von Datenbank-Anwendungen.

Über DDE (Dynamic Data Exchange) war es nun für Visual Basic-Applikationen möglich mit anderen Windows Programmen einen standardisierten Datenaustausch durchzuführen. Über die OLE-Automatisierung (Version 2.0) konnten Funktionen anderer Programme genutzt werden, um die eigene Projekte zu erweitern. Auch liessen sich jetzt beliebige Funktionen und Prozeduren aus DLL's (Dynamic Link Library) aufrufen und nutzen.

Die wichtigste neue Methode war POPUPMENU. Mit ihr ließen sich unabhängig vom Hauptmenü an einer beliebigen Stelle innerhalb einer Form kontextsensitive Popupmenüs öffnen.

Durch den mit der Professional-Version ausgelieferten Help-Compiler konnten die VB-Programm mit einem professionellen Hilfesystem versehen und entsprechend aufgewertet werden.

Der ebenfalls erstmalig integrierte Installationsassistent, ermöglichte es, für die eigenen Programme eigene Auslieferungsdisketten zu erstellen. Dazu komprimierte er alle Dateien eines Projektes inkl. aller verwendeten Zusatzsteuerelemente und kopierte diese mit einem individuellen Setup-Programm auf eine oder auch auf mehrere Disketten.

Wie mächtig Visual Basic mit der Version 3.0 mittlerweile geworden war, ergab sich aus dem Lieferumfang, der bei der Professional-Version 4 Handbücher mit rund 2.500 Seiten und neun 3½" 1,44MB Disketten umfasste.

Visual Basic 4.0

Im Herbst 1995 stellte Microsoft mit Visual Basic 4.0 sogar drei unterschiedliche Varianten, eine Standard- , Professional (Pro) und Enterprise-Edition vor, das mit einer Unmenge von Änderungen und Neuerungen aufwartete, die revolutionärste davon: VB 4.0 war nun eine 32-bit Programmiersprache. Die Standard-Edition war nur eine 32-Bit Entwicklungsumgebung (VB4-32), die Professional- und Enterprise-Edition hingegen, enthielten zusätzlich noch eine 16-Bit Entwicklungsumgebung (VB4-16). Beide Varianten sind quelltextkompatibel, d.h. Sie verwenden denselben Code für 16-Bit und für 32-Bit Anwendungen und erlauben somit das Erstellen von Programmen für die Betriebssysteme Windows 3.x, Windows für Workgroups, Windows 95 und Windows NT, wobei die mit 32Bit kompilierten Programme nur unter den 32-Bit Betriebssystemen Windows 95 / 98 und Windows NT ab Version 3.51 lauffähig sind.

Beisiel:

'API Deklarationen

#If Win32 Then
  Declare Function PostMessage Lib "user32" Alias _
                 "PostMessageA" (ByVal hwnd As Long, ByVal _
                 wMsg As Long, ByVal wParam As Long, ByVal _
                 lParam As Long) As Long
#Else
Declare Function PostMessage Lib "User" (ByVal hwnd _
                 As Integer, ByVal wMsg As Integer, ByVal _
                 wParam As Integer, lParam As Any) As Integer
#End If

Um noch eine gewisse Abwärtskompatibilität zu gewährleisten, können die 16-Bit Komponenten (VBX-Steuerelemente) noch mit VB4-16 verwendet werden. Für die 32-Bit Entwicklung unter VB 4-32 stehen jetzt 32-bit Steuerelemente mit der Endung OCX zur Verfügung. Bei den Standardsteuerelementen gibt es analog zu jedem VBX-Control ein entsprechendes 32-Bit OCX-Control. Mit VB 4.0 lassen sich nicht nur OLE-DLL's verwenden, mit der Professional- und Enterprise-Edition können diese auch erstellt werden. Diese verhalten sich fast wie Standard-DLL's, nutzen allerdings OLE als Schnittstelle zu den in der DLL beschriebenen Objekte.

Mit den neuen Property-Prozeduren lassen sich zu Form-, Standard- und Klassenmodulen eigene Eigenschaften hinzufügen, und so wiederverwendbare Objekte mit eigenen Eigenschaften und Methoden erstellen.

Die Entwicklungsumgebung wurde nochmals überarbeitet, mit einer Farbcodierung und Zeilenfortsetzungszeichen ausgestattet und ist somit noch benutzerfreundlicher.

Ein stark erweitertes Jet-Datenbankmodul ermöglicht jetzt auch das Schreiben und Lesen von Microsoft Access 2.0, Excel- und sogar Text-Formaten und unterstützt das eingeschränkte sowie das vollständige Sperren von Datensätzen. Mit dem in der VB 4.0 Pro-Edition enthaltenen Daten-Manager lassen sich Tabellen und Indizes erstellen und bearbeiten. Ohne eine einzige Zeile Programm-Code ist mit dem neuen Data-Steuerelement der Zugriff auf die Dynasets und Tabellen der Jet-Datenbanken möglich.

Die Enterprise-Edition wurde mit Visual SourceSafe, einem benutzerfreundliches Tool zur Kontrolle und Verwaltung von Quelltexten ausgestattet., das besonders für die Software-Entwicklung im Team geeignet ist. Visual SourceSafe überwacht sämtliche Änderungen an Dateien und speichert diese entsprechend.

Visual Basic für Applikationen (VBA) aus dem Microsoft-Office-Paket, ist nun auch mit in VB 4.0 integriert.

Visual Basic 5.0

Was von der VB-Community lange gewünscht wurde nun Mitte 1997 mit der Version 5.0 endlich wahr. Die herausragendste Neuerung ist der integrierte Compiler, der nicht mehr nur den recht langsamen zu interpretierenden P-Code sondern direkten Maschinencode (native Code) erzeugen kann. Damit sind die Entwickler von Visual Basic den letzten großen Schritt in Richtung Profi-Programmiersprache gegangen. Da mit dieser Version so viele für Visual Basic revolutionäre Änderungen einhergingen wollen seien hier auch nur sie wichtigsten erwähnt.

War es bei den Vorgängerversionen fast unmöglich mehr als eine Instanz der IDE gleichzeitig zu öffnen, ist dies nun ein Kinderspiel, und sehr hilfreich für das Entwickeln von ActiveX-Steuerelementen oder das Testen von Beispielprojekten.

Die Entwicklungsumgebung erhielt ein völlig neues Gesicht, und ist im Gegensatz zu den Vorgängerversionen, bei denen alle Child-Fenster frei auf dem Bildschirm beweglich waren, ein sogenannter Fenster-Container, in dem nun alle Child-Fenster zu einem gemeinsamen Arbeitsfenster zusammengefasst sind.

Auch der Editor wurde von Grund auf überarbeitet, und besonders hilfreich ist, bedingt durch den zwischenzeitlich immens großen Sprach- und Funktionsumfang, die automatische Quick-Info die nicht nur die Syntax von Anweisungen, Funktionen, Objekten, und Prozeduren anzeigt., sondern auch in einem Popup-Fenster alle Eigenschaften und Methoden des entsprechenden Objekts auflistet. Weiterhin ist das Auskommentieren eines ganzen markierten Textbereiches eine große Erleichterung.

Mit dem neuen Erweiterungsmodell wird die programmgesteuerte Erweiterung der Entwicklungsumgebung, Ereignissen, Code und grafischen Elementen sowie von Steuerelementprojekten ermöglicht.

Die von den Komponenten bereitgestellten Objekte können Ereignisse auslösen, die in anderen Anwendungen behandelt werden können, und die von anderen Anwendungen oder von den eigenen Objekten ausgelösten Ereignisse lassen sich mit Hilfe von WithEvents-Variablen behandeln.

Die meisten Steuerelemente unterstützen nun Drag & Drop-Operationen zwischen OLE-Anwendungen, wie z.B. das Ziehen eines markierten Bereichs aus einem Word-Dokument in ein Textfeld (TextBox) eines laufenden VB 5-Programms.

Endlich ist auch Polymorphismus der Kernpunkt der objektorientierten Programmierung möglich. Die Implements- Anweisung ermöglicht die Unterstützung mehrerer Schnittstellen. für die eigenen Klassen.

Ab der Professional-Edition ist es nun auch möglich eigene ActiveX-Steuerelemente. zu erstellen. Kombinieren Sie vorhandene Steuerelemente oder erstellen Sie eigene von Grund auf. ActiveX-Steuerelemente, die mit Visual Basic erstellt wurden unterstützen Ereignisse, Datenbindung, Lizenzierung, Eigenschaftenseiten, Internet-Features und vieles mehr.

Neu in der Professional-Edition sind der ActiveX-Schnittstellenassistent, der ActiveX-Dokumentassistent, der Datenformular-Assistent und der Eigenschaftenseiten-Assistent. Der Installationsassistent wurde erweitert und unterstützt nun die Verteilung über das Internet, und übernimmt die Installation von Remote-Server-Komponenten mittels Distributed COM (DCOM) und Remote-Automatisierung sowie die Möglichkeit, Abhängigkeitsdateien für mit Visual Basic erstellte Projekte und Komponenten zu erzeugen. Mit der Assistenten-Symbolleiste und dem Assistenten-Manager stehen für die Routinearbeit zwei weitere Helfer zur Seite.

Zwei neue Features in der Enterprise-Edition unterstützen das Erstellen von skalierbaren ActiveX-Komponenten mit Hilfe der Multihreading-Technologie. Das Erstellen von ActiveX-Komponenten für unbeaufsichtigte Ausführung (keine Benutzeroberflächenelemente) in verteilten Anwendungen ermöglicht den Einsatz der Komponenten in Multithread-Umgebungen erzeugen. ActiveX-Komponenten für die unbeaufsichtigte Ausführung unterstützen ActiveX/COM-Apartment-Modell für Threads. ActiveX-Exe-Komponeten erstellen Objektinstanzen in mehreren Threads und sind bei der Erstellung weiterer Instanzen besser skaherbar.

Zudem bietet die Enterprise-Edition volle Unterstützung für verteilte Komponenten durch COM (Component Object Model). Alle Werkzeuge der Remote-Automatisierung unterstützen nun unter Windows 95 und Windows NT 4.0 COM. Der nun integrierte SQL-Debugger, ein interaktives Testprogramm ermöglicht die Fehlersuche und -behebung in Transact-SQL-Code aus der VB-Entwicklungsumgebung heraus.

Visual Basic 6.0 - Die Evolution

Mit nur zwei Monaten Verspätung nach der offiziellen Ankündigung, dem 2. Septempber 1998 erschien die bis jetzt letzte Version und damit auch das Schlachtschiff der bisherigen Visual Basic-Versionen - VB 6.0. Neben vielen Verbesserungen der bereits in der Vorversion enthaltenen Steuerelemente enthält diese Version gegenüber VB 5.0 über 80 Neuerungen wobei der Schwerpunkt in der Internet- und Datenbankprogrammierung liegt.

Das interessanteste in Punkto Performance bietet der neue integrierte C-Compiler der durch seine Code-Optimierung noch schnelleren Native-Programmcode erzeugen kann.

Da auch alle mit dieser Version einhergegangenen Neuerungen und Verbesserungen den Rahmen sprengen würden, werden auch hier einige der größten Innovationen genannt und sind auch nur ein subjektiver Überblick.

Mit VB 6.0 wird endlich ein Schlusspunkt mit dem Verwirrspiel um ADO, DAO, RDO und ODBC gesetzt. Mit ADO 2.0 als Sieger hat Microsoft das Ziel erreicht und endlich ein einheitliches Modell des Datenzugriffsobjekts realisiert. Hier werden nun echte OLE DB-Treiber für die Arbeit mit MDB-Datenbanken zur Verfügung gestellt. ADO 2.0 ist im Gegensatz zum älteren DAO und RDO nicht nur schneller sondern auch noch einfacher und flexibler zu handhaben, wobei auch weiterhin noch die Möglichkeit des Datenzugriffs mit den Vorgängern besteht..

Die neu hinzugekommenen Designer sind in die Entwicklungsumgebung wie der bisherige Formulareditor integriert und bieten visuellen Zugang zu beliebigen Strukturen. Der Datenumgebungs-Designer ist eins der neuen Designer und stellt eine interaktive, Entwurfszeitumgebung zum Erstellen von ADO-Objekten bereit. Diese können als Datenquelle für datenbezogene Objekte auf Formularen oder in Berichten verwendet werden. Es ist außerdem möglich, programmgesteuert als Methoden oder Eigenschaften, die vom DataEnvironment-Objekt offengelegt wurden, auf sie zuzugreifen. Der Datenumgebungs-Designer unterstützt alle Funktionsmerkmale des Visual Basic UserConnection-Designers sowie weitere Funktionen, darunter Drag & Drop, Hierarchien, Gruppieren und Aggregate. Connections und Recordsets werden nun mit dem Designer durch einige wenige Mausklicks geöffnet, was vorher recht mühsam mittels Programmcode erfolgen musste..

OLE-DB ist eine Gruppe von COM-Schnittstellen, die Anwendungen den einheitlichen Zugriff auf Daten erlauben, die in verschiedenen (d. h. sowohl relationalen als auch nicht-relationalen) Informationsquellen gespeichert sind. Diese Schnittstellen unterstützen den für die Datenquelle geeigneten Umfang an DBMS-Funktionsmerkmalen, so daß ihre Daten gemeinsam genutzt werden können. ADO stellt die Methode dar, mit der Programmierer auf OLE-DB zugreifen. Alle neuen datenbezogenen Steuerelemente, die Datenumgebung und der Datenbericht-Designer sind OLEDB-bezogen..

Eine weitere interessante Neuerung ist der Datenbericht-Designer, einem vielseitigen Berichtsgenerator, mit dem zusammenhängende, hierarchisch angeordnete Berichte erzeugt werden können. Beim Einsatz mit einer Datenquelle wie beispielsweise dem Datenumgebungs-Designer besteht die Möglichkeit, aus mehreren unterschiedlichen relationalen Tabellen Berichte zu erstellen, ähnlich Crystal Reports die gedruckt und darüber hinaus in HTML- oder Textdateien exportiert werden können..

Als Weiterentwicklung des DBGrid-Controls versteht sich das DataRepeater-Steuerelement. Es kann als datengebundener Container für jedes von Ihnen erstellte Benutzersteuerelement fungieren. Ein Erzeugtes Benutzersteuerelement, das drei Textfeld-Steuerelemente (TextBox) und ein Kontrollkästchen-Steuerelement (CheckBox) enthält ist so konstruiert, daß es einen Datensatz aus einer Personaldatenbank anzeigt - mit Name, Geburtsdatum, Personalnummer und Familienstand der betreffenden Person..

Die beiden interessantesten Internet-Features in VB 6.0 sind zum einen die Möglichkeit IIS- (Internet Information Server) Anwendungen zu schreiben. Diese dynamischen, browserbasierten Anwendungen sind eine Kombination von HTML und kompiliertem VB-Code und laufen auf einem Webserver, wo sie Anforderungen von einem Browser entgegennehmen, den zugehörigen Code ausführen und Antworten an den Browser zurücksenden. Mit den Möglichkeiten von IIS-Anwendungen können Sie auf die kompliziertesten Benutzeraktionen reagieren. IIS-Anwendungen können über Visual Basic-Code einen Großteil der Aufgaben erfüllen, die Sie zuvor mit Skripts, CGI-Anwendungen und anderen Entwicklungsmethoden für Internet-Anwendungen erstellt haben..

Das zweite Highlight der Internet-Features ist das Erstellen von DHTML-Anwendungen (Dynamic HTML). Diese dynamischen, browser-basierten Anwendungen, die aus einer Kombination von dynamischen HTML- und kompiliertem VB-Code bestehen, werden meist im Browser auf dem lokalen Computer ausgeführt und reagieren direkt auf Benutzeraktionen. In ihrer einfachsten Form kann eine DHTML-Anwendung eine einzige HTML-Seite sein, die über VB-Code und das DHTML-Objektmodell unverzüglich auf Ereignisse auf der Seite reagiert. Dabei kann es sich um Benutzeraktionen, wie etwa Mausbewegungen oder -klicken handeln, oder um Aktionen, die vom Browser selbst durchgeführt werden, wie das Öffnen einer Seite oder Laden eines Bildes. Auch die DHTML-Anwendungen können über VB-Code einen Großteil der Aufgaben, die zuvor mit Skripts, CGI-Anwendungen und anderen Methoden der Internet-Anwendungsentwicklung abgedeckt wurden, ohne Inanspruchnahme des Web-Servers, erfüllen.

Visual Basic für Applikationen  

Microsoft-Gründer und CEO Bill Gates hat seine Vision von anpassbaren Anwendungen vor mehr als zehn Jahren in seinem Artikel "Beyond Macro Processing" (übersetzt etwa: "Jenseits der Makroverarbeitung") für die amerikanische Zeitschrift Byte Magazine beschrieben. In diesem Artikel forderte er, dass Produktivitätssoftware mit einer intelligenten und gemeinsam nutzbaren Umgebung ausgestattet werden sollte. Wenn Entwicklungswerkzeuge direkt in Anwendungen integriert würden, könnten Programmierer ihre Kenntnisse nutzen, um Standardsoftware-Pakete mit Fähigkeiten auszustatten, die über die Makroverarbeitung hinausgehen. Und außerdem, um auf der Grundlage vorhandener Anwendungsfunktionen leistungsfähige Lösungen zu erstellen.

VBA, das Ergebnis dieser Vision, wurde erstmals 1993 als Bestandteil von Microsoft Excel veröffentlicht. Kurz danach gingen bei Microsoft hunderte von Anfragen unabhängiger Softwarehersteller (Independent Software Vendor - ISV) ein, die VBA für den Einsatz in ihren Anwendungen lizenzieren wollten.

Eine breite Lizenzierung von VBA gehörte von jeher zu Microsofts Entwicklungsstrategie für dieses Programmiersystem. Mit der Veröffentlichung von Version 5.0 von Visual Basic für Applikationen im Jahr 1997 wurde diese Zukunftsvision Realität. Die zum Lieferumfang von Microsoft Office 97 gehörigen Anwendungen wiesen nicht nur eine gemeinsame Entwicklungsumgebung auf. Diese Umgebung war auch so angelegt, dass sie sich in jedes andere Produkt integrieren ließ, auch in Fremdanwendungen, die von ISVs entwickelt worden waren.

Microsoft gab im Juni 1996 bekannt, dass Visual Basic für Applikationen über einen so genannten "Authorised Agent", nämlich Summit Software, lizenziert werden kann. Summit Software ist äußerst erfahren darin, Firmen zu helfen, Programmierumgebungen in ihre Anwendungen zu integrieren. Dieses Lizenzierungsprogramm wurde von der ISV-Gemeinde von Beginn an äußerst positiv aufgenommen, wobei Hersteller von Produkten für zahlreiche vertikale Branchen Visual Basic für Applikationen für ihre Produkte lizenziert haben. Im April 1999 waren mehr als 80 VBA-Host-Anwendungen für Programmierer auf dem Markt, die die Entwicklung maßgeschneideter Lösungen und die Integration in eine Vielzahl horizontaler und vertikaler Komponenten ermöglichen.

VBA arbeitet mit einer anderen, einfacheren Entwicklungsumgebung und einem anderen Formulartyp der auch von Visual Basic unterstützt wird und ist z.B. jedoch nicht in der Lage, Exe-Dateien zu erstellen.

Mit Visual Basic für Applikationen wird schließlich die gleiche Leistungsstärke, die im Programmiersystem Visual Basic zur Verfügung steht, auf anspruchsvolle Anwendungen übertragen, so dass sich unendlich viele Möglichkeiten zur Automatisierung, Anpassung und Integration ergeben.

Hier finden Sie nützliche Tipps für die VBA-Praxis:

Übersicht der in VB6 verfügbaren Steuerelemente  

Steuerelement & Assistent Learning Professional Enterprise
Slider

MSComCtl.ocx

Tabstrip

MSComCtl.ocx

ProgressBar

MSComCtl.ocx

StatusBar

MSComCtl.ocx

TreeView

MSComCtl.ocx

ListView

MSComCtl.ocx

ImageCombo

MSComCtl.ocx

ImageList

MSComCtl.ocx

DateTimePicker

MSComCT2.ocx

MonthView

MSComCT2.ocx

FlatScrollBar

MSComCT2.ocx

UpDown

MSComCT2.ocx

HFlexGrid

MSFlexGrid.ocx

Common Dialog

ComDlg32.ocx

ADO Steuerlement

MSAdoDC.ocx

DataCombo

MSDataLst.ocx

DataList

MSDataLst.ocx

DataRepeat

MSDatRep.ocx

DataGrid

MSDataGrid.ocx

CoolBar

ComCtl332.ocx

TabbedDialog

ComCtl332.ocx

Inet

SHDocVW.dll

WebBrowser

SHDocVW.dll

Winsock

MSwsck.ocx

HTML

MSHtml.dll

DTHML

MSHtml.dll

Comm

MSComm.ocx

MediaPlayer

MCI32.ocx

ActiveMovie

MSDXM.ocx

RichTextBox

RichTx32.ocx

MaskedEdit

MSMask.ocx

SysInfo

SysInfo.ocx

Chart

MSChrt20.ocx

CrystalReports

Crystal32.ocx

Installations Ass.
Datenobjekt Ass.
Datenformular Ass.
Anwendungs Ass.
Addin Designer
Symbolleisten Ass.
MS Chart Wizard
SQL Editor

Übersicht des Funktionsumfangs von Visual Basic 6  

Funktion & Beschreibung Learning Professional Enterprise
Visual Basic, Applications-Edition

Nutzung von Visual Basic-Kenntnissen in Microsoft Office 97 und anderen Anwendungen, die Visual Basic - Applications-Edition lizenzieren

Umfangreiche Palette mit Standard-Steuerelementen

Kürzere Entwicklungszeiten durch Verwendung von Steuerelementen, wie Web-Browser, Datentabelle, Dateilistenfeld, Laufwerkslistenfeld, Standarddialogfeld, Kontrollkästchen, Kombinationsfeld u.v.m.

Systemcode-Compiler mit Optimierungsfunktionen

Erstellung von Systemcode-Anwendungen und -Komponenten, die die erstklassige Compiler-Technologie von Microsoft Visual C++ nutzen.

Unterstützung von Internet-Anwendungen

Kürzere Entwicklungszeiten durch Verwendung von Steuerelementen, wie Web-Browser, Datentabelle, Dateilistenfeld, Laufwerkslistenfeld, Standarddialogfeld, Kontrollkästchen, Kombinationsfeld u.v.m.

DHTML-Seiten-Designer

Erstellung von Anwendungen, die DHTML und Microsoft Internet Explorer 4.0 voll nutzen.

Verbesserte Unterstützung von MS SQL & Oracle

Verwendung der verbesserten Datenprogrammier-Umgebung und systemeigener OLE DB-Provider bei der Arbeit mit Microsoft SQL Server 6.5+ und Oracle 7.3.3+-Datenbanken.

ActiveX-Data-Objects (ADO)

Erstellung von Anwendungen, die DHTML und Microsoft Internet Explorer 4.0 voll nutzen.

Datenumgebungs-Designer

Einfacher Zugriff auf lokale oder Remote-Daten über ein LAN oder das Internet.

Unterstützung für das mobile Computing

Größere Flexibilität für mobile Anwender durch Erstellung von ClientServer-Anwendungen, die mit Datenbanken zusammenarbeiten, unabhängig davon, ob eine Verbindung mit einem LAN oder dem Web besteht.

Erstellung mittelschichtiger und serverseitiger Komponenten

Erstellung hocheffizienter, Thread-sicherer Komponenten für maximale Skalierbarkeit.

Erstellung benutzerdefinierter Datenquellen

Erstellung wieder verwendbarer Daten-Quellkomponenten, die proprietäre oder Legacy-Daten einkapseln.

Erstellung von Berichten und Formularen per Drag & Drop

Schnelle Erstellung komplexer Datenformulare und Berichte durch Ziehen von Elementen von der Datenumgebung ohne zusätzlichen Code.

Visual Component Manager

Suche, überwachung, Katalogisierung und Wiederverwendung von Anwendungskomponenten mit dem Visual Component Manager.

Microsoft Transaction Server 2.0 Developer-Edition

Maximale Laufzeit-Skalierbarkeit und Transaktionsintegrität von Komponenten bei der Entwicklung komplexer und sicherer Geschäftsanwendungen für mehrere Benutzer.

MS Internet Information Server 4.0 Developer-Edition

Entwicklung webgestützter Lösungen mit Hilfe eines kompletten Web-Servers zur Veröffentlichung und Freigabe von Informationen.

Professional-Visual- Database-Tools

Anzeige von Datenbank-Tabellen und -Ansichten und Veränderung von Daten in beliebigen ODBC- oder OLE DB-konformen Datenbanken sowie schnelle Erstellung von SQL-Abfragen innerhalb der Entwicklungsumgebung.

Enterprise-Visual- Database-Tools

Anzeige von Datenbank-Tabellen und -Ansichten und Veränderung von Daten in beliebigen ODBC- oder OLE DB-konformen Datenbanken sowie schnelle Erstellung von SQL-Abfragen innerhalb der Entwicklungsumgebung. Visueller Entwurf und Veränderung von Datenbank-Schemata und -Objekten, einschließlich gespeicherter Prozeduren für Microsoft SQL Server 6.5+- und Oracle 7.3.3+-Datenbanken.

Datenobjekt-Assistent

Vereinfachte Erstellung COM-basierter Datenzugriffskomponenten und reduzierte Entwicklungszeit durch automatische Generierung von Code zur Verarbeitung der Interaktion mit gespeicherten Prozeduren, der Datenbindung und Datenanzeige.

Visual Modeler

Visuelle Planung und Modellerstellung komplexer Anwendungsarchitekturen und Komponentenschnittstellen - erneute Generierung von Code nach Optimierung von Modellen.

Systemeigene DEC-Alpha-Unterstützung

Erstellung hocheffizienter skalierbarer Anwendungen und Komponenten, die auf DEC-Alpha im System-Modus ausgeführt werden.

Microsoft Transaction Server Debugging

Interaktives Debugging verteilter Anwendungskomponenten, die auf Microsoft Transaction Server ausgeführt werden.

Transact SQL (TSQL-Debugger)

Interaktives Debugging von gespeicherten Prozeduren und Trigger aus Microsoft SQL Server 6.5+ zur gleichen Zeit und auf derselben Workstation.

Microsoft Transaction Server Debugging

Interaktives Debugging verteilter Anwendungskomponenten, die auf Microsoft Transaction Server ausgeführt werden.

Transact SQL (TSQL-Debugger)

Interaktives Debugging von gespeicherten Prozeduren und Trigger aus Microsoft SQL Server 6.5+ zur gleichen Zeit und auf derselben Workstation.

Microsoft SQL Server 6.5 - Developer-Edition

Entwicklung und Testen von Enterprise-Datenbank-Anwendungen mit einem skalierbaren und hocheffizienten Datenbank-Managementsystem für Windows NT-Systeme.

Microsoft Visual SourceSafe 6.0

Verwendung der Versionsverwaltung von Microsoft Visual SourceSafe zur gemeinsamen Verarbeitung, Freigabe und Sicherung von Quellcode innerhalb des Teams für die Windows- und webgestützte Entwicklung.

Schlußwort  

Auch wenn es weltweit viele verschiedene Programmiersprachen geben dürfte, um die Gunst der Programmierer streiten sich nicht einmal ein halbes Dutzend. Fragt man alle Windows-Programmierer weltweit, mit welchen Programmiersprachen sie hauptsächlich arbeiten, dürfte nach C schon Visual Basic kommen, da zwischenzeitlich mehr als 3,2 Millionen Programmierer mit dieser schönen und mittlerweile mächtigen Sprache arbeiten.

Auch wenn Visual Basic alles andere als perfekt ist (das ist eigentlich keine Programmier-Sprache), bietet sie durch eine komfortable Entwicklungsumgebung, die ab Version 6.0 (Professional-Edition) durch einen code-optimierenden C-Compiler ergänzt wird, der sehr schnellen Native-Programmcode erzeugt, überzeugende Vorteile. Visual Basic macht einen Einstieg sehr leicht, in dem man lediglich die Entwicklungsumgebung startet, ein paar Befehle z.B. aus der Hilfe eingibt, mit der F5-Taste seinen Programmcode ausführt und schon kann man sein erstes Windows-Programm bewundern, das in de Regel aus einem Fenster mit verschiedenen Steuerelementen besteht, die sich so verhalten, wie man es von Windows-Programmen gewohnt ist.

Soll eine MP3-Datei abgespielt, oder eine Datenbank angesprochen werden, sind nur einige wenige zusätzliche Befehle erforderlich. So entsteht nach und nach ein fertiges Programm, ohne dass man in die Tiefen der WindowsProgrammierung gehen oder seine Nächte mit Fehlersuche verbringen muss, wie es bei einem Einstieg mit C++ oder selbst mit Visual C mit großer Wahrscheinlichkeit der Fall wäre.

Ein Programm kann jederzeit während der Entwicklungsphase getestet werden, und einzelne Befehle oder auch ganze Befehlsfolgen lassen sich im Direktfenster ausprobieren. Dass ein Programm dabei einmal abstürzt, ist recht unwahrscheinlich, denn Visual Basic sorgt für die sichere Ausführung. Zwar ist der Preis für diesen Komfort eine etwas geringere Performance und Flexibilität, doch ist sicherlich dieser Kompromiss mehr als akzeptabel.

Literaturverzeichnis:

Baloui, S.

  • QuickBASIC-Kompendium - Versionen 4.0 und 4.5 - Sprache und Systemumgebung. Markt-und-Technik-Verlag, 1989
Microsoft Corp.
  • GW-BASIC-Handbuch, 1988
  • QuickBASIC 4.5 Onlinehandbuch, 1989.
  • QBASIC 1.1 Onlinehandbuch, 1993.
  • MSDN-Online, VBA, 2000
  • MSDN-Online, Visual Basic, 2000
PowerBasic, Inc.
  • PowerBasic Homepage (www.powerbasic.com). , 2000.
Zale, R.S.
  • PowerBASIC 3.0 Onlinedokumentation. PowerBasic, Inc., 1996.
  • FirstBASIC 1.0 Onlinedokumentation. PowerBasic, Inc., 1996.

Bemerkungen von Microsoft Deutschland: 10 Jahre Microsoft Visual Basic

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