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Windows GUI-Standards

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GUI ist eine Abkürzung des englischen Begriffs Graphical User Interface und bedeutet soviel wie grafische Benutzeroberfläche. Unter der Benutzeroberfläche versteht man alles, was auf dem Bildschirm angezeigt wird, also der Desktop, Fenster, Leisten, Steuerelemente usw. Zusammenfassend kann man sagen, dass die GUI alles enthält, das zur grafischen Kommunikation zwischen Rechner und dem Benutzer dient.

Standards  

Jeder, der schon einmal unter einer grafischen Benutzeroberfläche wie beispielsweise Windows oder KDE gearbeitet hat, wird festgestellt haben, dass ein Programm vielleicht einfacher und besser zu bedienen ist als ein anderes, oder dass Programme unterschiedlich gut Daten präsentieren. Vergleicht man nun die Programme untereinander, so wird man bemerken, dass alle praktischen Programme den selben Designprinzipien folgen. Um die Benutzerfreundlichkeit von Programmen zu fördern, könnte man diese Designprinzipien zu einem sogenannten Standard zusammenfassen. Dadurch wird garantiert, dass Programme, deren GUI-Design den definierten Standards entspricht, qualitativ höher zu stellen sind, als andere, bei denen der Programmierer zu sehr versuchte, seine eigenen, nicht durch langjährige Erfahrung erprobten Ideen zu verwirklichen.

Ein gängiges Beispiel für Standardisierung der GUI unter Windows ist der Einsatz von Standard-Schaltflächen. Dazu zählen wir Buttons, denen in allen Programmen die gleiche Bedeutung zugeordnet ist, also "OK", "Abbrechen", "Übernehmen", "Schliessen" etc. Schon nach kurzer Zeit wird ein Benutzer verstanden haben, welche Bedeutung jedem dieser Buttons zukommt: "OK" übernimmt auf dem Formular vorgenommene Änderungen und schliesst den Dialog, "Abbrechen" schliesst den Dialog ohne vorgenommene Änderungen, "Übernehmen" übernimmt Änderungen, ohne den Dialog zu schliessen und "Schliessen" dient zum Schliessen eines Dialogs, über den keine Änderungen vorgenommen werden können bzw. bei dem die getätigten Änderungen immer sofort übernommen werden.

Die in diesem Artikel vorgestellten Techniken stimmen eventuell nicht mit den von Microsoft vorgeschlagenen Konventionen bzw. Standards überein, sie sind vielmehr eine Zusammenfassung der bestehenden in Verwendung stehenden Methoden des GUI und eigenen Erfahrungen auf diesem Gebiet. Im Folgenden wird hauptsächlich die Terminologie von Visual Basic verwendet.

Beispiel für gutes und schlechtes GUI-Design:

Folgende zwei Abbildungen zeigen Beispiele für einen gut und einen schlecht gestalteten Einstellungsdialog.


Abbildung 1: Beispiel für eine gute GUI

Folgende positive Eigenschaften können an diesem Dialog gesehen werden:

  • Kein Icon, da es sich um einen Dialog handelt.
  • Systemfarben und Systemschriftarten.
  • Daher auch nur eine Systemschaltfläche zum Schliessen (entspricht Button "Abbrechen").
  • Ausgewogene Gewichtung bei der Platzierung der Steuerelemente.
  • Standard-Größe bei Schaltflächen.
  • "OK" ist ein Default-Button, "Abbrechen" ein Cancel-Button.
  • Beschriftung der Buttons entspricht den Windows-Standards.


Abbildung 2: Schlechte GUI

In der obenstehenden Abbildung werden folgende schlechte Design-Eigenschaften gezeigt:

  • Icon, obwohl es sich um einen Dialog handelt.
  • Dialoge sollten nicht minimiert und maximiert werden können.
  • Titelzeilentext des Fensters enthält Informationen zu Copyright und andere Versionsinformationen (Probleme bei der Beschriftung des entsprechenden Buttons in der Taskleiste).
  • Unausgewogene Platzierung der Controls, der Randabstand nach rechts zum Rahmen des Fensters ist kleiner als der zum unteren Rand des Fensters, und das, obwohl das Formular viel breiter als hoch ist.
  • Keine Standardfarben, Blau und Rot sollten nie kombiniert werden.
  • Eigene Schriftart bei den Buttons, die Schriftart könnte am Rechner fehlen.
  • Beschriftung der Buttons nicht dem Standard entsprechend.

Aufgrund dieses einfachen Beispiels sollte es eigentlich klar sein, warum Standardisierungen von Vorteil sind.

Fenster-standards  

Bei Fenstern wird unter Windows zwischen folgenden drei Typen unterschieden:

  • Hauptfenster (main window)
  • Dialog (dialog)
  • Werkzeugfenster (toolbox)

In diesem Fall interessieren wir uns nicht für andere Fenstertypen wie z.B. MDI-Formulare, Steuerelemente oder Application-Bars bzw. Anwendungen, die im Vollbildmodus (Spiele) ablaufen.

Hauptfenster

Jede grafische Anwendung unter Windows sollten genau ein Hauptfenster enthalten. Dieses sollte das Anwendungsicon als Icon und den reinen Titel der Anwendung ohne jede andere Information (außer eventuell dem Namen der gerade geöffneten Datei) als Beschriftung verwenden. Alle in der Anwendung angezeigten Dialoge sollten modal auf dem Fenster zentriert oder in der linken oberen Ecke des Client-Bereichs angezeigt werden. Ist nämlich ein Dialog aktiv und wird auf den Anwendungsbutton in der Taskleiste geklickt, fokussiert Windows automatisch den modal angezeigten Dialog und bringt die Anwendung in den Vordergrund. Beim Fenster-Icon sollte es sich um ein 16 mal 16 Pixel großes Icon handeln, das eventuell Ressourcen für verschiedene Farbmodi beinhaltet.


Abbildung 3: Hauptfenster von Paint

Dialog

Unter Windows werden Dialogfenster standardmäßig in Ressourcendateien abgelegt und anschließend über die entsprechenden API-Funktionen angezeigt und manipuliert. Unter Visual Basic ist dies anders, auch Dialoge sind Instanzen einer für Visual Basic spezifischen Fensterklasse. Trotzdem können über den Eigenschaftsdialog oder das Windows-API die Style-Bits für ein Dialogfenster gesetzt werden, so kann der Rahmen gesetzt werden, die Schaltflächen für Minimieren und Maximieren bzw. die Direkthilfe ein- und ausgeblendet werden. Bei Formularen, deren ein Dialograhmen eingestellt ist, kann auch das Icon in der Titelleiste entfernt werden.

Werkzeugfenster

Dieser Typ von Fenster wird eher selten eingesetzt, besondere Bedeutung kommt ihm in MDI-Anwendungen zu, wo er für dockende Werkzeugleisten verwendet wird.

Bei der Wahl des richtigen Fenstertyps sollten folgende Fragen beachtet werden:

  • Soll der Benutzer die Möglichkeit haben, die Größe des Fensters zu verändern? Wie wirkt sich dann die Größenänderung auf die Steuerelemente aus? Ist eine Minimal- und Maximalgröße zu definieren?
  • Soll das Fenster modal angezeigt werden, d.h. soll das Fenster irgendein anderes Fenster der Anwendung sperren, solange es geöffnet ist?
  • Soll das Fenster eine Menüleiste enthalten? Menüleisten sollten nur bei Hauptfenstern eingesetzt werden.

Standard-Steuerelemente  

Die Standard-Steuerelemente stellen ein Minimum an Benutzerfreundlichkeit unter Windows zur Verfügung, erweiterte Steuerelemente, wie z.B. ListView oder ProgressBar, fallen unter die erweiterten Steuerelemente. Trotzdem werden die erweiterten Steuerelemente als Common Controls bezeichnet.


Abbildung 4: Möglichkeiten der Gestaltung von Standard-Steuerelementen

CommandButton (Befehlsschaltfläche)

Buttons spielen neben Eingabefeldern eine der wichtigsten Rollen bei der Kommunikation zwischen Mensch und Computer. Daher ist bei ihrem Einsatz besondere Sorgfalt erforderlich.

Unter Windows können drei verschiedene Arten von Buttons eingesetzt werden:

  • Default-Button: Auch wenn eine TextBox auf dem Formular den Fokus hat, wird dieser Button beim Drücken der Eingabetaste ausgelöst.
  • Cancel-Button: Wenn im Formular die Escape-Taste gedrückt wird, wird dieser Button ausgelöst.
  • Normaler Button: Dieser wird nur ausgelöst, wenn entweder seine Zugriffstaste gedrückt wird oder wenn er den Fokus besitzt und die Eingabe- oder Leertaste vom Benutzer gedrückt wird.

Pro Fenster ist die Anzahl der Default-Buttons und Cancel-Buttons klarerweise auf einen je Art beschränkt, die Anzahl der normalen Buttons ist aber nicht eingeschränkt. Normalerweise wird bei "OK"-Buttons die Eigenschaft des Default-Buttons und bei "Abbrechen"-Buttons die der Cancel-Eigenschaft gesetzt. Will der Benutzer nun abbrechen, ohne etwas zu übernehmen, genügt das Drücken der Escape-Taste, zum Übernehmen und Schliessen des Dialogs das Drücken der Eingabetaste.

Ausserdem kann in der Beschriftung jeder Schaltfläche auch eine Zugriffstaste durch voranstellen des Zeichens & definiert werden. Der auf dieses Zeichen folgende Buchstabe wird dann unterstrichen angezeigt.

Grafische Eigenschaften

In Windows sind Buttons (ebenso wie CheckBoxen und OptionButtons) Instanzen der BUTTON-Klasse. Durch setzen der jeweiligen Style-Bits kann dann eingestellt werden, um welches Control es sich handeln soll. Setzen wir nun ein Button-Steuerelement ein, so kann dies mehrere verschiedene Style-Eigenschaften besitzen:

  • Text: Text kann mit verschiedenen Ausrichtungsarten auf dem Button angezeigt werden.
  • Grafik: Eine Bitmap oder ein Icon kann auf dem Button angezeigt werden.
  • OwnerDrawn: Das Programm zeichnet den Button selbst; auf diese Weise können auch vollgrafische Buttons realisiert werden.

Optimaler Einsatz

Buttons sollten normalerweise 23 Pixel hoch und etwa 89 Pixel breit sein. Dazu sollte als Schriftart die Systemschriftart und als Schriftgrösse die Systemschriftgrösse angegeben werden. Mit diesen Einstellungen sehen Buttons optimal aus. Die Breite sollte je nach Länge der Beschriftung angepasst werden, sodass der freibleibende Abstand rechts und links ungefähr gleich gross ist, weiters sollte der erste Buchstabe auf dem Button gross geschrieben werden. Von der Verwendung von Buttons mit mehrzeiligem Text wird abgeraten. Um ein geschlossenes Aussehen des Formulars zu erhalten, ist es vorteilhaft, die Breite aller Buttons anzugleichen, dazu ist es aber auch notwendig, dass nach Möglichkeit ungefähr gleich lange Beschriftungen gewählt werden.

Standard-Buttons (Default- und Cancel-Buttons sowie Buttons zum Übernehmen von Einstellungen etc.) sollten im Normalfall am unteren Rand des Formulars nebeneinander plaziert werden.

Bei grafischen Buttons ist es oft störend, wenn ein Fokus-Rechteck angezeigt wird, sobald sie den Fokus erhalten. Dieses Verhalten kann aber unterbunden werden, indem man den Button subclasst und dabei die WM_SETFOCUS nicht an die originale Fensterprozedur weiterleitet. Damit ist es auch möglich, nicht flache Werkzeugleisten-Buttons durch normale Button-Steuerelemente zu ersetzen, wodurch eventuell einige Abhängigkeiten nicht mehr notwendig sind.

CheckBox (Kontrollkästchen) und OptionButton (Optionsfeld)

In Windows handelt es sich bei CheckBoxen und OptionButtons um Buttons, die sich durch Setzen der entsprechenden Style-Bits anders verhalten und auch ein anderes Aussehen haben.

CheckBoxen stellen eine Möglichkeit dar, die Auswahl keiner, einer oder mehrerer Optionen zu realisieren, wohingegen bei OptionButtons immer genau eine von mehreren Optionen gewählt werden kann. Kontrollkästchen sollten daher nicht für Eigenschaften verwendet werden, die sich gegenseitig ausschliessen.

Folgende Grafik zeigt einen Ausschnitt aus dem Zeichenformatierungs-Dialog von Microsoft FrontPage 2000. Dabei ist zu beanstanden, dass CheckBoxen für sich ausschliessende Optionen verwendet wurden, in diesem Fall wären OptionButtons oder eine ComboBox die bessere Wahl gewesen:


Abbildung 5: Ausschliessende Optionen mit CheckBox

Optionsfelder können zu Gruppen zusammengefasst werden, bei denen immer genau eine Option gewählt werden kann. Bei Platzmangel kann anstelle mehrerer OptionButtons auch eine ComboBox verwendet werden.

TextBox (Eingabefeld)

Das TextBox-Steuerelement dient zur Eingabe von alphanumerischen Daten über die Tastatur oder die Zwischenablage an ein Programm. Eingabefelder können in mehreren Varianten auftreten:

  • Einzeilig oder mehrzeilig, diese Eigenschaft kann nur beim Erstellen einer TextBox gesetzt werden.
  • Bildlaufleisten können optional eingeblendet werden.
  • Die maximale Textlänge kann gesetzt werden.
  • Das TextBox-Steuerelement kann gesperrt werden, d.h. der Benutzer kann keine Änderungen des Inhalts vornehmen.

Unter Windows 9x und Windows Me war die maximale Länge des Inhalts einer TextBox auf 64 KB beschränkt, diese Einschränkung fällt aber unter den neueren, auf Windows NT basierenden Versionen von Windows weg.

Optimaler Einsatz

Gleich wie beim Button-Steuerelement gilt auch hier, dass die Grösse und Schriftart nach Möglichkeit an das System angepasst werden sollte.


Abbildung 6: Falsche Höhe einer TextBox

Der Ausschnitt oben wurde dem Datei-Eigenschaftsdialog von Windows 2000 entnommen. Es ist hier fraglich, warum diese TextBox so hoch eingestellt wurde.


Abbildung 7: Richtige Höhe einer TextBox

Der Teil eines "Öffnen"-Dialogs zeigt ein Beispiel für die gute Wahl der Höhe einer TextBox. Dabei wird der Text vertikal zentriert ausgerichtet, wobei auch alle Ober- und Unterlängen der Zeichen ohne Probleme lesbar sind.

Als Hintergrundfarbe sollte die Fensterhintergrundfarbe von Windows verwendet werden, auch ein Rahmen sollte gesetzt werden. Dadurch ist die Funktionalität dieses Steuerelements klar ersichtlich und eine Verwechslung mit Labels nicht mehr möglich - ein Steuerelement mit diesem Aussehen kann eindeutig als Feld zur Eingabe erkannt werden. Bei gesperrten TextBoxen sollte als Hintergrundfarbe die Systemfarbe für die Button-Oberfläche verwendet werden. Eventuell kann auch der Rahmen ausgeblendet werden. Dann dient die TextBox nur mehr zur Ausgabe von Daten, die aber vom Benutzer in die Zwischenablage kopiert werden können.

RichTextBox (Rich-Edit)

Die RichTextBox stellt eine Erweiterung der normalen TextBox dar. Mit der RichtTextBox ist es möglich, mittels des Rich-Text-Formats formatierten Text anzuzeigen, wobei auch Grafiken und Hyperlinks unterstützt werden. Ausserdem stellte die RichTextBox unter früheren Windows-Versionen eine Möglichkeit dar, mehr als 64 KB grosse Dateien anzuzeigen, da keine Grössenbeschränkung vorlag.


Abbildung 8: Eine RichTextBox

ScrollBars (Bildlaufleisten)

ScrollBars dienen zur Wahl eines Wertes innerhalb eines definierten Bereichs, wobei die Auflösung eingestellt werden kann. Diese Funktionalität kann entweder verwendet werden, um einen übergrossen Inhalt damit zu scrollen oder um einen Slider (Schieberegler) mit einfachen Mitteln zu imitieren. Einigen Steuerelemente und Formularen können durch setzen von Style-Bits Scrollleisten hinzugefügt werden.

Optimaler Einsatz

Es sollte beachtet werden, dass die ScrollBars die standardmässige Breite bzw. Höhe besitzen. Diese kann über die API-Funktion GetSystemMetrics ermittelt werden.

ListBox (Listenfeld)

ListBoxen werden verwendet, um dem Benutzer die Möglichkeit zu geben, aus einer Liste ein oder mehrere Elemente auszuwählen. Der Einsatz einer ListBox ist dann vorteilhaft, wenn...

  • Der Benutzer die Möglichkeit haben soll, aus vielen Optionen mehrere auszuwählen. In diesem Fall kann die ListBox anstelle von mehreren CheckBoxen eingesetzt werden.
  • Der Einsatz ist auch sinnvoll, wenn es sehr viele Auswahlmöglichkeiten gibt. An dieser Stelle kann die ListBox als Ersatz von OptionButtons verwendet werden.


Abbildung 9: Eine ListBox

ComboBox (Kombinationsfeld, DropDown-Listenfeld)

Die ComboBox stellt eine Alternative zu OptionButtons dar. Sie wird vor Allem dann in Anwendungen eingesetzt, wenn sehr viele Optionen zur Auswahl zur Verfügung stehen. Bei einer Auswahl mit mehr als vier Möglichkeiten stellt die ComboBox die bessere Alternative zu OptionButtons dar.

Ein Kuriosum an diesem Steuerelement ist sein Name Kombinationsfeld: Was hat ein Auswahlfeld, bei dem immer nur eine Option gewählt werden kann, mit Kombinationen zu tun? Der Ausdruck wäre besser für ListBoxen, die Mehrfachauswahl erlauben.

Label (Beschriftung)

In der Windows-Terminologie werden die Labels aus Visual Basic auch als Static bezeichnet, weil normale Labels von der Klasse STATIC sind. Statics sind sehr vielseitige Steuerelemente, ganz im Gegensatz zu ihrem Namen. Es ist möglich, Text, Grafiken und sogar Animationen anzuzeigen.

Bei den VB-eigenen Labels handelt es sich um Regions. Dadurch kann der Speicherbedarf reduziert werden, allerdings auf Kosten der Funktionalität.

Erweiterte Steuerelemente  

Die meisten der erweiterten Steuerelemente sind in der Common Controls-DLL (comctl32.dll) von Windows abgelegt. Sie stellen sozusagen eine Erweiterung der Sammlung an Steuerelementen dar. Besonders diese Gruppe von Steuerelementen war im Lauf der Entwicklung von Windows einem grossen Wandel unterworfen, da diese Controls laufend an die wachsenden Anforderungen an ein Betriebssystem mit grafischer GUI anzupassen waren. Ein gutes Beispiel dazu ist das ToolBar-Steuerelement, bei dem es anfänglich nicht möglich war, ButtonMenus, d.h. Menüs, die beim Klick auf einen Button der ToolBar aufklappen, zu verwenden. Ein anderes Feature, das erst später integriert wurde, waren die flachen Buttons bei Werkzeugleisten. Gerade dieses neue Aussehensmerkmal wird noch immer von einigen Spezialisten in Sachen GUI heftig kritisiert, dies wird aber im Abschnitt, der das ToolBar-Steuerelement beschreibt, erläutert. Auch das ComboBox-Steuerelement wurde angepasst, es werden jetzt auch Grafiken vor den Einträgen und hierarchische Einrückungen unterstützt. Die folgende Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit sondern soll nur die wichtigsten Steuerelemente kurz charakterisieren.

TreeView (Baumansicht)

Das TreeView-Steuerelement wird verwendet, um Daten in einer baumähnlichen Struktur anzuzeigen. Beispiel dafür wäre ein Dateisystem. Dabei können sogenannte Knoten entweder weitere Knoten und Blätter enthalten. Blätter sind Knoten, die keine weiteren unterknoten mehr besitzen. Mit diesem Steuerelement ist es möglich, Objekte in einer Hierarchie darzustellen. Die folgende Abbildung zeigt einen Ausschnitt aus dem Explorer:


Abbildung 10: TreeView im Windows-Explorer

ListView (Listenansicht)

Das ListView-Steuerelement stellt eine Weiterentwicklung bzw. Erweiterung des ListBox-Steuerelements dar. Dabei ist es auch möglich, mehrere Spalten und Grafiken für die Elemente zu definieren. Ein Beispiel für den Einsatz wäre eine Liste von Dateien, jedes Element enthält das Icon der Datei, und daneben in Spalten Dateiname und andere Informationen zur Datei wie beispielsweise Dateigrösse und Dateidaten.


Abbildung 11: ListView im Windows-Explorer

ToolBar (Werkzeugleiste)

Das ToolBar-Steuerelement wird auch als Werkzeugleiste bezeichnet, wobei es nicht mit Werkzeugfenstern verwechselt werden darf. Eine ToolBar besteht aus einer oder mehreren Schaltflächen, den Buttons, von denen es verschiedene Typen gibt. Einerseits ist es möglich, normale Buttons, wie sie die Standard-Buttons realisieren, zu verwenden, allerdings können diese Buttons nicht den Fokus bekommen, andererseits können Separatoren sowie CheckBox- bzw. OptionButton-ähnliche Buttons erstellt werden. Die meisten Windows-basierten Anwendungen, die Operationen zum Bearbeiten von Dateien bereitstellen, haben in einer Werkzeugleiste Buttons zum Öffnen, Speichern sowie zum neuen Erstellen von Dateien. Seit einiger Zeit besteht auch über das ToolBar-Steuerelement die Möglichkeit, flache Buttons, wie sie aus den Office-Anwendungen bekannt sind, einzubauen. Kritiker meinen jedoch, dass durch dieses flache Aussehen die intuitive Funktion als Schaltfläche verloren geht. Auch wenn es mittlerweile Standard ist, flache ToolBars zu verwenden, stellen die herkömmlichen ToolBars ein intuitiv klarer erkennbares Mittel dar, um mehrere Befehle in einer ToolBar anzuordnen. Bei den Buttons ist es auch möglich, Text wahlweise mit Grafiken zu kombinieren und ToolTipTexte für jede Schaltfläche zu definieren.


Abbildung 12: ToolBar aus dem Windows-Explorer

Bei Verwendung von ToolBars ist darauf zu achten, dass nach Möglichkeit Windows-konforme Icons für die Standardfunktionen verwendet werden. Entsprechende Bitmap-Grafiken sind in den meisten Windows-Entwicklungsumgebungen enthalten. Negatives Beispiel sind hier Borland-Produkte, da diese eigene, zum Teil völlig unverständliche Icons verwenden.

StatusBar (Statusleiste)

Ebenso wie ToolBars sind StausBars ein fester Teil in modernen Anwendungen. Haupteinsatzgebiet sind, wie auch bei ToolBars, MDI-Anwendungen. Statusleisten werden verwendet, um Informationen über den Status der Anwendung bzw. einer Operation oder eines Prozesses anzuzeigen, wobei es sich dabei um eher unwichtige Informationen handelt, die dem Benutzer nicht gleich ins Auge stechen sollen. Eine Statusleiste kann aus einem oder mehreren Panels bestehen.


Abbildung 13: Statusleiste von WinZip 8.0

ProgressBar (Fortschrittsanzeige)

Fortschrittsanzeigen finden Verwendung zum Anzeigen des Fortschritts eines Prozesses. Dabei kann der prozentuale Anteil einer Operation, die bereits abgeschlossen ist, im Verhältnis zum Gesamtaufwand klar dargestellt werden. Im Laufe der Weiterentwicklung wurden diesem Steuerelement immer wieder neue Funktionsmerkmale hinzugefügt, in den neuen Versionen ist es auch möglich, Farbeinstellungen zu treffen.


Abbildung 14: ProgressBar in einem Shell-Dialog

Wie allen, die bereits länger mit Windows arbeiten, aufgefallen sein wird, sollte bei der Verwendung von ProgressBars sehr vorsichtig vorgegangen werden. Viele Setup-Programme stellen Fortschrittsanzeigen zur Verfügung, um anzuzeigen, wie lange die Installation noch dauern wird bzw. welcher Teil bereits abgeschlossen wurde. Meist beansprucht dabei die erste Hälfte der ProgressBar nur sehr wenig Zeit, wohingegen die ProgressBar später ab und zu fast überhaupt nicht ihren Status ändert. Dies führt zu einer Verunsicherung des Benutzers. ProgressBars sollten also nach Möglichkeit so eingesetzt werden, dass der aktuelle Fortschritt auch in wirklichem Verhältnis zum Gesamtprozess steht.

TabStrip (Laschen-Steuerelement, Register)

Ein TabStrip-Steuerelement besteht aus einer oder mehreren Laschen, bei denen immer eine ausgewählt sein kann. Man kann sich die Funktion leicht mit einem Registrierkasten vergegenwärtigen, der immer an einer Lasche geöffnet sein kann.


Abbildung 15: TabStrip in den Optionen von FrontPage XP

Der Einsatz dieses Steuerelements ist in manchen Fällen kritisch, ab und zu sollte man auch in Erwägung ziehen, jede der Laschen in ein eigenes Formular zu packen, um Formulare nicht zu überladen.

Slider (Schieberegler)

Schieberegler finden häufig dann Anwendung, wenn der Benutzer die Möglichkeit haben soll, einen Wert aus einer festen Menge von linear angeordneten numerischen Werten mit konstanten Abständen zu wählen. Dies ist z.B. bei Lautstärkereglern der Fall oder bei Werkzeugen zum Einstellen von Farbwerten.


Abbildung 16: Schieberegler zur Lautstärkenregelung

Will man auf dieses Steuerelement verzichten, kann man stattdessen eventuell auch ein ScrollBar-Steuerelement einsetzen.

IP-Edit (IP-Eingabefeld)

Das IP-Edit-Steuerelement wurde mit dem Erweiterungspaket des Microsoft Internet Explorer 4.0 eingeführt. Es besteht aus einer speziellen TextBox, die für die Eingabe von IP-Adressen konzipiert wurde.

Andere Steuerelemente  

Menüleisten

Menüleisten sind seit den ersten Versionen von Windows fester Bestandteil von umfangreicheren Anwendungen. Meinst bestehen sie aus einem Hauptmenü, das mehrere top-level-Menüeinträge enthält. Bei Auswahl einer der Einträge wird ein PopUp-Menü angezeigt, das im Normalfall nach unten ausklappt. Auch diese Menüs können wiederum geschachtelt sein. Ausserdem ist es möglich, Zugriffstasten (accelerators) zu definieren. Im Deutschen sagt man dazu auch fälschlicherweise Beschleuniger oder man übernimmt das englische Wort short-cuts. Seit Windows 95 ist es auch möglich, kontextsensitive Menüs, sogenannte Kontextmenüs, anzuzeigen.


Abbildung 17: Typisches Menü unter Windows

Der Einsatz von Menüs ist besonders problematisch. Einen guten Einsatzbereich stellen MDI-Anwendungen dar, bei SDI-Benutzerschnittstellen werden kaum Menüs verwendet. Im Allgemeinen sollten Menüs nicht zu tief verschachtelt sein und nach Möglichkeit die Anzahl von acht Einträgen je PopUp überschreiten. Die Verwendung von Grafiken in Menüeinträgen gehört mittlerweile zum Standard, allerdings wird dies nicht direkt von Windows unterstützt. Daher muss der Programmierer aus selbst gezeichnete Menüs zurückgreifen, die über das Windows-API realisiert werden können.

WebBrowser-Steuerlement

Um die Funktionalität des Microsoft Internet Explorer auch in anderen Anwendungen nutzen zu können, z.B. zum Anzeigen von HTML-Dateien, steht dieser als ActiveX-Steuerelement zur Verfügung. Es gibt auch entsprechende Steuerelemente von Netscape, die aber kaum noch verwendet werden.

ToolTipText

ToolTipTexte stellen eigentlich kein echtes Steuerelement dar, sind aber trotzdem ein wichtiger Bestandteil von Anwendungen. Sie erscheinen, wenn die Maus längere Zeit über einem Feld nicht bewegt wird und können auch über das Steuerelement bzw. das besitzende Fenster hinausragen. Beispiel dafür wären die ToolTipTexte, die beim Überfahren der Systemschaltflächen der Titelleiste eines Fensters erscheinen.

Die meisten ToolTipTexte sind einzeilig, es ist aber auch möglich, mehrzeilige ToolTipTexte in Form von Sprechblasen zu erzeugen.

Im Allgemeinen sollten nicht zu viele ToolTipTexte in einer Anwendung eingesetzt werden. Ein normaler OK-Button, der zum Schliessen eines Fensters dient, sollte z.B. nicht mit einem entsprechenden ToolTipText versehen werden, da die Funktion ohnehin klar ersichtlich ist. Dagegen ist der Einsatz besonders sinnvoll, wenn die Funktion eines Steuerelements nicht so zu formulieren ist, dass sie auf diesem Platz findet.

Zusammenfassung  

Wie der Artikel zeigt, ist die richtige Verwendung und Wahl der Steuerelemente sehr wichtig. Täglich ärgern wir uns über Programme, bei denen die GUI schlecht ausgeführt ist. Das soll uns motivieren, bei eigenen Anwendungen sehr viel Sorgfalt beim Design der Benutzeroberfläche walten zu lassen!

Weiterführende Informationen sind in zahlreichen Publikationen auf dem Bereich des User Interface Design zu finden.

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